Die Herstellung von Sortenhonig (z. B. Heide, Robinie oder Wald) ist aufwendig. Denn man muss die Bienenvölker zu bestimmten Zeitpunkten an Standorte bringen, an denen die jeweilige Tracht in ausreichender Menge vorkommt. Nur wenn die Sorte durch eine Analyse im Labor nachgewiesen wurde, darf eine Sorte ausgezeichnet werden. Da ich die Imkerei als Hobby betreibe, ernte ich den Honig zweimal im Jahr und biete lokalen Frühtrachthonig und Sommerblütenhonig an. Was die Bienen an Nektar, Pollen und Honigtau einsammeln, hängt auch von der Witterung ab. Deswegen variieren die Zusammensetzung und der Geschmack in jedem Jahr.
Im Bienenstock befindet sich in den zwei unteren „Etagen“, den Zargen, die Brut. Um das Brutnest herum legen die Arbeiterinnen einen Vorrat an Honig an. Damit ich den Bienen den Honig leichter klauen kann, füge ich zwischen zweiter und dritter Zarge ein Absperrgitter ein, durch das die Flugbienen hindurch kommen. Die Königin allerdings, die deutlich größer ist als die Arbeiterinnen, wird durch das Gitter daran gehinert, in die dritte Zarge zu gelangen. So landet dort nur der Honig, den die Flugbienen eintragen. Gibt es im Frühjahr reichlich Tracht, setze ich eine vierte Zarge auf.
In der Regel ist der Honig in der dritten Zarge eine Woche nachdem der Raps verblüht ist reif. Dann hat der Honig einen Wassergehalt von unter 18 % Wassergehalt. Das überprüfe ich mit einem Refraktometer. Der niedrige Wassergehalt ist nicht nur wichtig für die Konsistenz, sondern auch für die Lagerfähigkeit. Übrigens, Honig ist meist viel länger haltbar als das Mindesthaltbarkeitsdatum anzeigt. Als Imker oder Imkerin erkennt man reifen Honig auch daran, dass rund zwei Drittel einer Honigwabe verdeckelt sind: Die Bienen sammeln den Honig als Wintervorrat. Jede Wabe ist eine Vorratskammer, die mit Wachs verschlossen wird, damit der Honig geschützt ist. Diese Deckelchen muss ich mit einer Gabel entfernen. Dabei staune ich jedes Mal, wie perfekt meine Bienen die Waben bauen.
Die entdeckelten Waben kommen in die Scheuder. Ich benutze eine Radialschleuder aus lebensmittelechtem Edelstahl. So kann ich die Waben in beide Richtungen schleudern, ohne die Waben in der Schleuder umdrehen zu müssen. Damit die Waben nicht brechen, schleudere ich zunächst mit wenig Umdrehungen und erst im zweiten Durchgang schneller. Der geschleuderte Honig wird mehrfach gesiebt, damit kleine Wachsteilchen herausgefiltert werden. Ich sammle den gesiebten Honig in einem Rührfass aus lebensmittelechtem Edelstahl.
Bis der Honig trübe wird, stelle ich das Rührwerk zweimal täglich an. Durch das Rühren werden die kleinen Kristalle, die sich langsam bilden, zerschlagen. So wird der Honig cremig. Sommertrachthonig enthält in der Regel mehr Fructose. Damit der Honig, der im Juli geschleudert wird, eine cremige Konsistenz bekommt, füge ich etwa fünf bis zehn Prozent Frühtrachthonig hinzu. Diesen Vorgang nennt man Impfen. Bei mir kommt der gerührte Honig direkt ins Glas. Die etikettierten Honiggläser lagere ich in einem kühlen Keller. So hält sich der Honig mindestens zwei Jahre.
Ist der Honig sehr reif beziehungsweise trocken oder enthält der Honig mehr Glucose als Fructose, kann es trotz Rühren vorkommen, dass Frühtrachthonig sehr fest wird. Wenn dir der Honig zu fest ist, kannst du das Honigglas im Wasserbad erwärmen. Damit keine wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen, sollte Honig nicht über 45 Grad Celsius erhitzt werden. Nach dem vorsichtigen Auftauen lässt sich auch fester Rapshonig wieder gut auf dem Brot oder Brötchen verstreichen.
Das Glas vom Deutschen Imkerbund (DIB) mit seinem gelb-grünen Gewährsetikett und der Deckeleinlage ist ein bewährtes Mehrwegsystem. Ich freue mich, wenn du beim Kauf von Honig bei mir ein leeres DIB-Glas mitbringst. Du erkennst es an der Prägung am Glas, die einen traditionellen Bienenkorb zeigt. Übrigens, am besten lassen sich Etiketten ablösen, wenn du das leere Glas und den Deckel ohne Deckeleinlage für fünf Minuten in lauwarmes Wasser legst. In der Spülmaschiene brennt das Etikett meistens ein. Durch deine Mithilfe können wir gemeinsam die Umwelt schützen.